Der pädagogische Ansatz ist der rote Faden, der sich durch die Kindergartenarbeit zieht, und Ausgangspunkt aller Entscheidungen, die getroffen werden.

In der Pädagogik findet man eine Reihe nebeneinanderstehender Ansätze.

In unserer Einrichtung stellen wir den situationsorientierten Ansatz nach Armin Krenz in den Vordergrund, da dieser Ansatz unserer Meinung nach eine Fülle von Möglichkeiten bietet, Kinder beim Hineinwachsen und Verstehen der Erwachsenenwelt zu begleiten.

Der situationsorientierte Ansatz entspricht den Bedürfnissen der Kinder z. B.:

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nach Freiheit (eigene Grenzen zu finden, etc.)

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nach Spontaneität (ihre Ideen gleich umzusetzen)

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nach Bewegung

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ihre Gegenwart zu erleben

Das Kind steht im Mittelpunkt dieser Pädagogik. Ausgangspunkt dieses Ansatzes sind die Bedürfnisse der Kinder im Vorschulalter. Für uns als Erzieherinnen heißt das, Impulse der Kinder aufzugreifen.

Lernen im Kindergarten ist deutlich von dem der Schule zu unterscheiden. So bedeutet Lernen im Kindergarten, dass jedes Kind seine eigene Entwicklungszeit hat, um bestimmte Fähigkeiten zu Fertigkeiten zu entwickeln, wobei individuelle Interessen Berücksichtigung finden. Da es für Kindertageseinrichtungen zu Recht keine Lehrpläne gibt, können die Kinder individueller gefördert werden.

Der Kindergarten bietet den Kindern Möglichkeiten zu experimentieren, zum Spiel, um so Anstöße zur eigenen Entwicklung zu bekommen.

Um den Kindern einen möglichst großen Erfahrungsbereich zu schaffen, werden sämtliche Räume, ebenso das Außengelände zu Spielbereichen erklärt, viele Aktivitäten gruppenübergreifend durchgeführt.

Die Erzieherin sieht sich nicht als Animateurin oder Unterhalterin, sondern als Entwicklungsbegleiterin und Anwältin des Kindes. Das entwicklungsbegleitende Handeln der Erzieherinnen vollzieht sich nicht in einem „luftleeren Raum" oder geschieht zufällig, sondern ist das Ergebnis eines Zusammenspiels von sehr unterschiedlichen Einflüssen und Faktoren. Impulse der Kinder werden aufgegriffen, um auf diese Weise die Entwicklung der Kinder zu fördern. Dabei stehen die Bedürfnisse und nicht nur die Wünsche der Kinder im Vordergrund. Die Erzieherinnen leiten aus Beobachtungen Situationen ab, die für die meisten Kinder von Bedeutung sind, und entwickeln daraus Projekte für die Kindergartengruppe.

Die Kinder werden bei den Vorbereitungen verschiedener Projekte mit einbezogen (z. B. Herstellen von Tischdekorationen, Einkaufen, u. s. w.) Den Kindern wird somit das Verständnis vermittelt, dass Materialien nicht einfach vorhanden sind, sondern auch beschafft werden müssen.

Erzieherinnen und Kinder besprechen auch belastende und störende Einflüsse und überlegen gemeinsam, diese dauerhaft zu verändern (z. B. Gruppenregeln).

Der situationsorientierte Ansatz orientiert sich an den Lebenssituationen der Kinder und bietet ihnen eine Erweiterung von Erfahrungsbereichen; Erfahrungen zu sammeln , um sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander zusetzen.

In der Fachzeitschrift „TPS" wurden die Lernerfolge eines ganz normalen Kindergarten-Alltags so treffend zusammengefasst, dass wir diese Auflistung wörtlich übernommen haben. Diese bildet einen wichtigen Grundstein unserer pädagogischen Arbeit:

Was Kinder im Kindergarten lernen

Vieles von dem, was Kinder im Kindergarten lernen, tragen sie nicht vorzeigbar in der Hand mit nach Hause. Trotzdem haben sie dort eine Menge erfahren und gelernt – Qualitäten, die stark machen für das Leben.

Zwölf Beispiele für Lernerfolge im Kindergarten, die vielleicht nicht gleich ins Auge springen, dafür Kinder aber umso wirkungsvoller in ihrer Entwicklung unterstützen.

Du bist mir wichtig

In der altersgemischten Gruppe erleben sich Kinder mal groß, mal klein, mal stark, mal helfend, mal Hilfe suchend … Solche eigenen Erfahrungen sind die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und verantwortliches Handeln.

Ich habe Interesse

Kinderfragen werden aufgegriffen. Zusammen macht man sich auf die Suche nach Antworten. Wo Kinder in ihren Interessen ernst genommen werden, entwickeln sie Freude am Lernen und Entdecken.

Ich begreife

Kinder lernen ganzheitlich. Sie wollen die Dinge nicht nur anschauen oder darüber reden. Sie wollen sie anfassen, daran riechen, schmecken, befühlen, damit experimentieren. Das ist im Kindergarten erlaubt und wird gefördert. Sinneswahrnehmungen sind die Grundlage für ein differenziertes Vorstellungs- und Denkvermögen. Deshalb haben Kinder zwar häufig schmutzige Hosen und klebrige Hände. Aber nur so machen sie all die Erfahrungen, die sie später einmal in die Lage versetzen, in der Schule mit zu denken und Zusammenhänge gedanklich nachvollziehen zu können.

Ich kann etwas

Sich selbst an- und ausziehen – die Schuhe selbst binden – darauf achten, dass der verlorene Hausschuh wieder gefunden wird – das verschüttete Getränk selbst aufwischen. Das sind die kleinen Schritte zur großen Selbstständigkeit.

Das will ich wissen

Die Triebfeder zum Lernen ist die Neugier. Und neugierig sind Kinder ganz gewaltig. Dies ist im Kindergarten erwünscht und wird auch unterstützt.

Ich traue mich

Mit dem Messer schneiden, sägen, auf Bäume klettern – Kinder wollen die Dinge „echt" tun und nicht nur im Spiel. Im Kindergarten dürfen Kinder kochen, backen, werken, pflanzen, eigene Ideen verwirklichen …

Zutrauen macht stark und motiviert.

Ich habe eine Idee

Bilder malen, werken, gestalten, musizieren, im Sand spielen, Geschichten spielen und erfinden… Der Kindergarten bietet Zeit, Möglichkeiten und Freiheit für eigene Ausdrucksformen. Dabei entwickeln Kinder Eigeninitiative und Fantasie, verfolgen ihre Ideen, finden eigene Wege und Lösungen, werden erfinderisch und kreativ.

Das mache ich gern

Kindergartenalltag orientiert sich am Bedürfnis der Kinder. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Spiel zu. Spielen macht Spaß, und was Spaß macht, das machen Kinder mit ganzem Herzen. Zeit zum Spielen ist Zeit, in der Kinder einer Sache mit Konzentration nachgehen und dabei Ausdauer und Durchhaltevermögen entwickeln.

Ich gehöre dazu

Mit anderen zusammen sein, heißt für Kinder vor allem mit anderen spielen. Gemeinsames Spielinteresse verbindet. Im Spiel planen Kinder miteinander, setzen sich auseinander, lernen sich behaupten, finden Kompromisse, schließen Freundschaften …

Ich habe was zu sagen

Einen Streit miteinander klären – erzählen, was man erlebt hat – zusammen einen Ausflug planen – nach der eigenen Meinung gefragt werden – sagen können, was man will und was man nicht möchte … Das macht stark. Wer sich sprachlich ausdrücken lernt, kann sich mit anderen verständigen, wird nicht überhört oder übergangen.

Ich habe eine Aufgabe

Im Kindergarten übernehmen Kinder Aufgaben in der Gemeinschaft. Den Tisch decken, nach dem Spiel zusammen aufräumen, dem anderen beim Anziehen helfen, im Garten ein Beet anpflanzen und pflegen, sich um ein neues Kind kümmern …

In vielen kleinen Handlungen lernen Kinder, Verantwortung für einander und für eine gemeinsame Sache zu übernehmen.

Du wirst mir vertraut

Im Kindergarten treffen Kinder aus verschiedenen Elternhäusern, mit unterschiedlichen familiären, kulturellen und nationalen Hintergrund zusammen. Was sich gesellschaftlich noch schwierig gestaltet, wird hier „im Kleinen" oft schon selbstverständlich voneinander erfahren und miteinander gelebt.

aus: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik
Evangelische Fachzeitschrift für die Arbeit mit Kindern
Ausgabe 6/98