Befühlt man einen kalten Gegenstand, etwa eine Kugel aus Eisen, wird einem klar, dass die Kälte, die diese Eisenkugel vermittelt, nicht nur an der Oberfläche erscheint wie die Farbe, sondern dass die erspürte Kälte die ganze Kugel durchdringt. Auf diese Weise dringt man mit dem Wärmesinn tief in das Innere der Stoffe ein. Eine Welt voller Licht, aber ohne Wärme, verfiele in Erstarrung. Ohne Wärme wäre keine Veränderung möglich. Die Zeit stünde still oder anders gesagt: Ohne Temperatur keine Tempora. Das Wesen der Wärme ist der Enthusiasmus. Jemand erwärmt sich für etwas. Dadurch wird Aktivität gebildet zum Selbsttun, zum Mittun. Durch den Wärmesinn wird der Mensch zum "Interessenwesen"; er entwickelt Sympathie, Mitleid, Liebe zum Mitmenschen. Kleine Kinder, die ohne die Wärme der Mutter oder einer anderen Bezugsperson aufwachsen, nehmen oft seelischen Schaden.