Referat zum Thema:
Abschwächung von unerwünschten Verhaltensweisen
von Sabrina Herrmann

Als Erzieherin in der sozialpädagogischen Praxis wird man jeden Tag mit verschiedenen, individuellen Verhaltensweisen von verschiedenen Persönlichkeiten konfrontiert. Meist sind es die unerwünschten Verhaltensweisen die auffallen und es der Gruppe und der Erzieherin schwer machen.

Wenn die Erzieherin nun mit einer unerwünschten Verhaltensweise eines Kindes konfrontiert wird, besteht die Frage "Was kann sie tun damit das Kind dieses unerwünschte Verhalten nicht mehr zeigt?" Die Erzieherin kann mit verschiedenen Methoden der "Abschwächung von unerwünschten Verhaltensweisen" arbeiten und diese auch anwenden.

Es gibt vier verschiedene Methoden:

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Aufbau, Förderung und Unterstützung erwünschter Verhaltensweisen

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Löschung

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Bestrafung

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Einsicht ermöglichender Maßnahmen

Zu Aufbau, Förderung und Unterstützung erwünschter Verhaltensweisen:

Jeder Mensch zeigt nicht nur unerwünschtes Verhalten, sondern auch erwünschte Verhalten und diese sollten von der Erzieherin aufgegriffen und gefördert werden. Günstig ist es wenn es gelingt, solche Verhaltensweisen zu verstärken, die mit dem unerwünschten nicht zu vereinbaren sind. Beispielsweise: Wenn ein Kind immer wild ist und sitzt 30 Sekunden ruhig da, sollte die Erzieherin in diesem Moment zu dem Kind gehen und sein Verhalten verstärken. So merkt das Kind, dass es auch anders Zuwendung bekommt und nicht nur Aufmerksamkeit bekommt, wenn es wild ist.

Des weiteren kann man ein Kind/Jugendlicher mit einem Gutschein – Verstärkungsprogramm (token) unerwünschtes Verhalten abgewöhnen.

Dieser Gutschein ist ein Erlebniszusammenhang zwischen Verhalten und der entsprechenden Folge. Das Kind kann mit positivem Verhalten Punkte sammeln, um einen individuell abgestimmten Gutschein zu erwerben.

Dieser Kontingenzvertrag regelt:

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welches Verhalten gestärkt werden soll

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das jeder die Regeln einhält

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Vorwarnung der Konsequenzen

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wie viele Punkte das Kind erreichen soll

Jedoch ist die Grundvoraussetzung, dass das Kind selbst merkt, das es eine Schwäche hat (z. B.: "heut war ich nicht so nett !")

Als zweite Methode gibt es die Löschung.

Darunter versteht man eine konsequente Ausschaltung all jener Verstärker, die dieses Verhalten aufrecht erhalten haben, so das die Auftrittswahrscheinlichkeit des entsprechenden Verhalten gegen null strebt.

Bei einer Löschung geht man folgt vor:

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Man fragt sich : "Was führt zu solchem Verhalten?"

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Man fragt sich: "Welche Verstärker liegen vor?"

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Man fragt sich: "Kann ich alle Verstärker ausschalten?"

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Man fragt sich: "Wie kann ich ein Verstärkerdefizit vermeiden?"

Beispiel: Man wendet sich nur dem Kind zu, wenn es positives Verhalten zeigt. Zeigt das Kind kein positives Verhalten, bekommt es keine Zuwendung, das heißt das Kind bekäme kaum oder nie Zuwendung –> Defizit.

Jedoch muss man bei einer Abschaltung der Verstärker damit rechnen, dass das Verhalten noch häufiger auftritt. Wenn dieses Verhalten für die Gruppe oder auch für einen selbst untragbar wird, muss man eine andere Methode auswählen.

Löschung ist keine so gute Methode um Verhalten abzuschalten, da sie so viele schlechte Eigenschaften mit sich bringt. Zudem lassen sich selbst verstärkende Verhalten durch erzieherische Vorgehensweisen nicht löschen, da man den Verstärker nicht kontrollieren kann.

Beispiel: Wenn ein Kind in der Klasse den Klassenclown spielt und ich dies verhindern möchte. Ich setze dieses Kind an einen anderen, freien Tisch, damit es seine Klassenkameraden nicht mehr direkt stören kann. Wenn er immer noch stört, ermahne ich ihn und führe mit ihm ein Gespräch und sage, wenn er so weiter machen würde, darf er nicht an der Klassenfahrt teilnehmen. Weil man dieses Verhalten nicht löschen kann, indem man es einfach nicht wahrnimmt, muss man mit Bestrafung arbeiten.

Das Problem ist, dass die anderen Kinder die Verstärker sind.

Löschung ist auch bei diesem Fall von der Zielgruppe abhängig. Im Kindergarten oder in der Grundschule wäre es höchstwahrscheinlich, dass diese Kinder diesen Clown nicht ignorieren, weil sie sich immer wieder an dem Klassenclown belustigen würden.

Als dritte Methode gibt es die Bestrafung.

Diese gibt es mit positiven und negativen Konsequenzen. Beide führen dazu, dass das Verhalten in Zukunft seltener Auftritt. Es gibt für die Wirksamkeit von Strafmaßnahmen:

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Kontingenz (Zusammenhang mit Verhalten kennen)

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Kontinuität (kontinuierlicher Einsatz)

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keine Möglichkeit –> Flucht /Vermeidung

Strafmaßnahmen mit andauernder Kontinuität, kann man im pädagogischen Bereich nicht einsetzen, da man nicht andauernd diese betreffende Person beobachten kann. Dies geht nur in Teilbereichen, z. B. Heim.

Strafmaßnahmen sind kurz und langfristig. Beispiel: Ein Kind im Kindergarten war ständig durch Brüllen und Aggressivität aufgefallen und hat dadurch auch öfter den Gruppenkreis gestört. Die Erzieherin setzt ihn als Strafmaßnahme, (nachdem nichts mehr half) in einen Raum und lässt ihn ein schwieriges Puzzle machen. Auswirkungen: Kurzfristige Strafmaßnahme für den Jungen, da sein Verhalten sich nicht geändert hat u. er weiterhin Unfug gemacht hat. Langfristige Strafmaßnahme für den Erzieher, da er konsequent ist und diese Strafmaßnahme bei Wiederholungsauftreten des Verhaltens einsetzt.

Zudem gibt es verschiedene Formen von Strafmaßnahmen:

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Einsatz primärer aversiver Stimuli (unangenehmer Reiz) – Diese haben einen kurzfristigen Erfolg. Es geht um ein kontrolliertes Signal, damit ein unangenehmer Reiz folgt.

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körperliche Unterdrückung

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Erzieher muss Kind kennen und wissen wie es reagiert

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Erzieher muss körperlich überlegen sein, aber es nicht körperlich angreifen

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Kind muss merken, dass ich solches Verhalten nicht dulde – z. B.: Ein Kind möchte gerade ein anderes Kind mit einem dicken Buch schlagen. Ich sehe dies und halte in diesem Moment dem Kind die Arme fest, so dass es verhindert ist, das Buch dem Kinder über zu schlagen.

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Time Out – Kind geht als Strafmaßnahme in einen anderen Raum. Dieser sollte langweilig sein und zum Nachdenken animieren. Nach ca. zehn bis fünfzehn Minuten, wenn sich das Kind wieder beruhigt hat, wird es unauffällig wieder ins Geschehen eingegliedert, ohne dass das Kind bloß gestellt wird.

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Widergutmachung – Hier geht es darum, dass jemand ein Fehlverhalten geführt hat und eine Chance hat, den Schaden (auch bei seelischen Schaden) wieder gut zu machen. Erzieher sollte mit Kind /Jugendlichen zusammen überlegen, wie man sich ehrlich entschuldigen könnte.

Die letzte Methode gibt die Einsicht ermöglichenden Maßnahmen. Zu dieser Methode gibt es weitere drei Formen:

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Regeln, d. h. dass man Regeln erstellt, anwendet und einhält. Diese Regeln können Einschränkungen sein. Aber Sie können auch als Orientierungshilfen dienen und das Zusammenleben erleichtern. Beim Erstellen von Regeln sollte darauf geachtet werden dass …

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sie gemeinsam erstellt werden

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sie nachvollziehbar sind

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sie verständlich und eindeutig sind

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sie abänderbar sind

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man sie nachschlagen kann bzw. dass man sie aufhängt, wo man sie sieht

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Bei der Anwendung sollte der Erzieher darauf achten dass…

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die Regeln Konsequent eingehalten werden

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sie gleichberechtigt sind

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sich die Erzieherin selbst daran hält

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sie beachtet werden, sowie realisierbar sind

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Als weitere zweite Form gibt es die "Manchmal hilfreiche Vierschritt – Folge der Grenzsetzung"

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1. Schritt: ist VEE (Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte), d. h., dass das in Worte zusammengefasst wird was man denkt.

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2. Schritt: "Deutliche Begrenzung", d. h. dass man allgemeine Formulierungen gibt (z.B. es, man, hier etc.) und echt handelt, d. h., Gleichberechtigung für alle, Erzieherin mit einbezogen.

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3. Schritt: "Angebot von Alternativen", d. h., man gibt Angebote von Alternativen.

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4. Schritt: VEE, diesmal bezieht man sich auf die Abwehrgefühle

Und nun eine letzte Form ist die "Niederlagelose Methode der Konfliktbewältigung"

Es ist wichtig, dass man die Punkte in der Reihe nach beibehält. Hier gibt keinen Gewinner und keinen Verlierer. Es werden Kompromisse gesucht, womit jeder zufrieden ist.

Voraussetzung ist aktives Zuhören und ICH–Botschaften.

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Konflikt definieren

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Lösungen entwickeln

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Alternativen suchen

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Sich für die beste Lösung entscheiden

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Entscheidung ausführen

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Reflektieren

verfasst und eingesandt von Sabrina Herrmann
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