Es war einmal, so beginnen sie, alle Märchen dieser Welt – und auch unseres fängt so an …

Es war einmal ein junger Mann, er war hübsch und gescheit, aber leider ziemlich arm und ein furchtbarer Pechvogel. Das erklärt auch, warum er trotz wachen Verstandes immer noch so arm war.

Aber er lebte sein Leben fröhlich und machte das Beste daraus.

Eines Tages war er wieder im Wald beim Holzsammeln. Da traf er eine alte Frau, und weil er ein gutes Herz hatte, trug er ihr Bündel heim und teilte auch noch seine Mahlzeit mit ihr. Beim Essen klagte er ein bisschen, dass er einfach so ein Pechvogel sei, und die alte Frau versprach ihm, dass sie ihm helfen würde.

Aus einer uralten Truhe holte sie drei wunderschöne bunte Federn heraus und eine Karte.

"Die habe ich jetzt schon eine Ewigkeit aufbewahrt, aber du bist der richtige für diese Aufgabe", meinte sie.

Sie erklärte dem Jungen, dass die Federn vom Feuervogel sind und die Karte ihn zu einer wunderschönen Prinzessin führen würde. Ganz weit muss er dazu reisen über die sieben Bergen, durch den Märchenwald bis hin zum Glasberg am Ende der Welt. Da die Reise sehr gefährlich sei, werden ihm die Federn bei Gefahr helfen. Er müsse sie nur in die Luft werfen und "Feuervogel – hilf mir" rufen.

Der Junge freute sich sehr, schnürte zuhause gleich sein Säckchen und machte sich auf den Weg. Er war sehr vorsichtig, so dass er unbeschadet von wilden Tieren und Räubern vorankam. So wanderte er Tage und Wochen immer der Sonne nach.

Doch eines Tages, als er es sich gerade in einer Höhle gemütlich gemacht hatte, hörte er ein lautes Holdern und Poltern und ein schrecklicher Riese stand vor ihm. Er rief: "Ich rieche Menschenfleisch, wie lange hab ich das schon nicht mehr gehabt, das wird ein leckeres Mahl!"

Und da half alles verstecken nichts, der Riese hatte unseren Jungen sehr schnell erschnuppert und gepackt. Der Junge drehte und wendete sich, aber die Not war groß, das wird wohl das Ende sein… doch halt, da fielen ihm zum Glück die Federn ein. Er klopfte seine Taschen ab – wo waren sie nur … in der rechten Hosentasche fand er sie, nahm eine, warf sie in die Luft und rief: "Feuervogel, hilf mir!" Und mit lautem Getose, Blitzen und Rauch erschien ein prächtiger riesiger Vogel. Der ergriff den Riesen und verschwand mit ihm in den Krallen über den Baumwipfeln auf Nimmerwiedersehen.

Nach diesem Schrecken schaute sich der Junge erst einmal in der Höhle um und stopfte seine Taschen voll mit Gold und Silber, die der Riese angehäuft hatte.

Nach weiteren Tagen war er dann fast am Ziel seiner Reise angelangt. Er sah das große Meer am Ende der Welt und davor den riesigen Glasberg.

Und dann sah er zu seinem Schrecken noch was: der Glasberg wurde von einem fürchterlichen Drachen bewacht, der spuckte Feuer und stank einen Kilometer gegen den Wind.

Da half alles nichts, der Feuervogel musste noch einmal helfen!

Er warf eine neue Feder in die Luft und der Vogel erschien. Es gab einen erbitterten Kampf mit dem Drachen, ein Brüllen und Stampfen war das, doch am Ende siegte der Feuervogel und der Weg zum Glasberg war frei.

Am Fuße des Berges angekommen war wieder guter Rat teuer, der Berg war ganz glatt und kein Weg führte nach oben zum Schloss.

Aber unser Junge war ja ein pfiffiges Bürschchen und überlegte eine Weile. Dann holte er aus seinem Rucksack einen Kaugummi heraus, dann noch einen, und noch einen und noch einen. Nach und nach kaute er sie und klebte einen an den rechten Fuß, einen an den linken, einen an die rechte Hand und einen an die linke.

Und was soll ich sagen, es funktionierte, es war zwar anstrengend, aber nach und nach arbeitete sich der Junge nach oben.

Am Schloss angekommen machte er sich sogleich auf die Suche nach der Prinzessin, doch die war ganz arg zickig und wollte ihn nicht küssen und schon gar nicht heiraten, obwohl er sie befreit hatte. Sie versteckte sich sogar vor unserem Held. Da halfen kein Reden und kein Drohen, was sollte er jetzt machen?

Aber da fiel ihm die letzte Feder ein, er warf sie in die Luft und der prächtige Feuervogel stand im Zimmer. Er sah sich um, dann flatterte er zu der Prinzessin und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Da riss die Prinzessin die Augen auf und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie eilte auf den Jungen zu, küsste ihn und schon bald feierten sie Hochzeit.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden.

Doch was der Feuervogel der Prinzessin ins Ohr geflüstert hat, dass werden wir wohl nie erfahren, oder hast du eine Idee?

geschrieben von Gerti Ksellmann