Die Psychologin liebt es, erlerntes Wissen anzuwenden. Das gestaltet den Umgang mit ihr äußerst kompliziert. Denn für jedes Verhalten, dass man an den Tag legt, gibt es eine tiefere Begründung. Diese ist immer in verdrängten sexuellen Wünschen oder in der Kindheit zu suchen, meist aber in verdrängter Sexualität während der Kindheit. Penisneid ist ein gerne genommener Grund für menschliches Fehl-verhalten. Besonders bitter ist diese Erklärung natürlich für Männer.

Die Psychologin legt Wert darauf, dass ihr tiefgründiges, inneres Wesen sich auch in ihrem Äußeren widerspiegelt. Deshalb trägt sie existentialistisches Schwarz und die alten Brillen von Sartre auf.

Auf Parties trinkt sie keinen Alkohol, sondern genießt die wachsende Betrunkenheit der anderen und ihr damit verbundenes Überlegenheitsgefühl. Wenn dann jemand ein Glas Rotwein umschüttet, kommt ihr großer Moment. ,"Was siehst du in diesem Fleck?" Bei jeder Antwort, die nicht ,"zehn Russen, die meine Mutter vergewaltigen und mein Vater schaut zu" lautet, hat der Betreffende verloren.

Aber auch die Psychologin kommt manchmal zu einem Punkt, an dem sie nicht weiter weiß. Dann greift sie zu einem Stilmittel, das sie von ihrem Psychiater gelernt hat. Den Kopf schieflegen, ein Auge leicht zusammenkneifen und fragen: "Und warum glaubst du, dass das so ist?"