Es geschah an einem Wintertag, dass der Ritter Martin durch das Tor von Amiens ritt. Da begegnete ihm ein Bettler, der war nackt und hatte noch von niemandem ein Almosen empfangen. Da erkannte Martin, dass dem Armen von ihm Hilfe kommen sollte. Er zog sein Schwert und schnitt den Mantel, der ihm allein noch übrig war, in zwei Teile. Die eine Hälfte gab er dem Armen, die andere tat er sich selber wieder um.

In der Nacht darauf erschien ihm Christus. Der war mit dem Stück des Mantels gekleidet, das er dem Armen gegeben hatte. Und der Herr sprach zu den Engeln, die um ihn standen: "Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Kleide gekleidet."

Martin erkannte seinen wahren Herrn, verließ die Ritterschaft und ließ sich taufen. In Demut wirkte er bis in sein hohes Alter für die Verbreitung des Christentums.