Die bedeutendste Einwanderungswelle im 16. Jahrhundert war die der Nguni, zu denen Zulu, Xhosa, Swazi und Ndebele gehören.

Die Zulu – Volk des Himmels

Geschichte

Selbst Karl May hat ein Buch über die Zulu (und die Buren) geschrieben. Die erstaunlichen Fähigkeiten dieses Volkes hat am besten der englische Premierminister Disraeli nach der berüchtigten Niederlage der Engländer durch die Zulu bei Isandhlwana auf einen Satz gebracht: ,,An amazing people, the Zulu. They defeat our army, convert our bishops and bring an end to the mighty British empire."

Die Zulu verdanken es ihrem König Shaka, das heute zweifellos bekannteste Volk im südlichen Afrika zu sein. Dabei waren die Zulu ursprünglich nur einer von vielen kleinen Nguni-Clans, die sich im Südosten Afrikas niederließen.

Shaka – Der Napoleon Afrikas (ca. 1788 – 1828)

Shaka, das uneheliche Kind eines jungen Zulu-Häuptlings, beeindruckte schon als junger Soldat durch mächtigen Körperbau und außerordentliche Stärke. Die konventionelle Form der Kriegsführung war nicht sein Fall. Die Zulu demonstrierten eher blanke Macht: Ähnlich wie Napoleon und seine Soldaten stellten sie sich auf dem Schlachtfeld auf und warfen mangels Kanonen, Gewehren oder gar Kavallerie ihre Knüppel und Schilde gegen den Feind. Sieger wurde, wer über die größte Wurfkraft verfügte.

Ganz anders Shaka: Anstatt die entscheidende Waffe einfach erfolglos zu werfen, entwickelte er speziell für den Nahkampf einen kurzen Stechspeer: Geschützt mit einem riesigen Schild aus Kuhleder konnten Shakas Soldaten aus nächster Entfernung dem Gegner die spitze Waffe zwischen die Rippen stoßen. Der seinerseits bereits pfeillose Feind war machtlos gegen diese Form der Kriegsführung. Shaka kannte keine Kompromisse: Es ging um Leben oder Tod, um Niederschlagen des Feindes und Erbeuten seines Besitzes: von Land, Kraals, Frauen, Kindern, Rindern bis zur Ernte.

Systematisch eroberte Shaka Stamm für Stamm und baute die wahrscheinlich größte Armee Afrikas auf. Seine Kriegsmaschine walzte alles nieder. Innerhalb von nur zwölf Jahren schuf er die mächtige Zulu-Nation und löste die größte Völkerwanderung im südlichen Afrika aus. Mit etwa neun Millionen Einwohnern sind die Zulu heute das zahlenmäßig stärkste Volk Südafrikas.

Sprache und Kultur

Die Zulu-Sprache – isiZulu – ist nach Englisch und Afrikaans die wichtigste der neuen Amtssprachen. Sie hat sich erst nach Shaka zur Schriftsprache entwickelt. Doch selbst ein gewöhnlicher Zulu konnte sich bereits mit rund 19 000 Wörtern verständigen – nur ganze 1000 Wörter weniger als der Wortschatz eines Shakespeare.

Zulu hat auch erheblich das ,,Fanakalo" befruchtet, eine Art afrikanisches Esperanto – ein Gemisch von PidginEnglisch und Kitchen-Zulu. Fanakalo dient in den Bergwerken als gemeinsame Sprach-Plattform, die eine Verständigung unter den aus vielen Ländern des südlichen Afrika stammenden Minenarbeiter ermöglicht.

Politische und Soziale Struktur

Politisches wie geistliches Oberhaupt der Nation war der König, so wie im europäischen Mittelalter die Päpste. (Der heutige Zulu-König Goodwill Zwelethini hat im Zug der Demokratisierung Federn lassen müssen und ist eher eine Repräsentationsfigur). Ein Rat der Häuptlinge steht dem König beratend zur Seite. Diese ,,Berater" regieren einzelne Gebiete.

Frauen – Ideal mit kräftigen Knien

Eine unverheiratete Frau ging oben ohne und trug nur einen kurzen Rock. Denn die Beine, vor allem die Knie, musste man begutachten können: Die ,,Idealfrau" gilt dann als besonders schön, wenn sie kräftige Knie hat. Das war für den Zulu-Mann die Sicherheit, dass seine Frau all die Aufgaben erfüllen konnte, die das traditionelle ländliche Leben an sie stellte. Verheiratete Frauen trugen einen knielangen Rock und einen großen Kopfschmuck.

Zulu sagen es mit ,,Liebesbriefen"

Verliebte sich ein Mädchen in einen Jungen, schenkte sie ihm eine bunte, symbolreiche Glasperlenkette oder ein Armband. Empfand er ähnlich, antwortete auch er mit einem ,,Liebesbrief". Nach Zulu-Sitte war nun jede Form des Liebesspiels erlaubt, nur zur Schwangerschaft durfte es nicht kommen. Kündigte sich trotzdem Nachwuchs an, musste der Mann heiraten und die normale ,,Lobola" um ein Strafgeld erhöhen – meistens ein oder zwei Rinder mehr.

Zulu wohnen in einem Kraal

Aus der Luft sieht ein traditioneller Zulu-Kraal wie ein Wagenrad aus: Die ,,Lauffläche" ist von einem zwei Meter hohen Pfahlzaun umgeben; in der ebenfalls umzäunten ,,Radnabe" stehen nachts die Rinder geschützt. Die Hütten dazwischen sehen wie Bienenkörbe aus. Ihre Architektur ist bestechend einfach:

Zusammengebundene und mit Gras bedeckte Ruten bilden das Gerüst. Die Kuppelform erinnert an ein Eskimo-Iglu. Jede Hütte hat nur eine kleine Eingangstür. Schornsteine fehlen aus Angst vor Geistern, die so in die Hütte gelangen könnten. Eine Feuerstelle liegt in der Mitte. Der Rauch desinfizierte die Hütte, der mit Kuhmist bestrichene Boden hält Ungeziefer fern. Generell gilt große Sauberkeit. Die Natur-Bauten hätten den Grünen Punkt verdient.

Der Glaube an Unkulunkulu

Die Zulu glauben an einen Schöpfergott: ,,Unkulunkulu" (der Größte der Großen, der Allmächtige). Doch er ist ein ferner Gott, der sich nach der Erschaffung des Himmels und der Erde vom Weltgeschehen zurückgezogen und den Menschen mit wenigen Ausnahmen seinem Schicksal überlassen hat. Das Wort Zulu, zu deutsch der Himmel, hat eine tiefe symbolische Bedeutung. Zulu sagen nicht, ,,es donnert", sondern ,,der Himmel donnert" – der Allmächtige hat ein Zeichen geschickt.

Zulu glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Sterben ist die Befreiung der Seele vom Körper, der Übergang von einer Lebensphase in eine andere. Deshalb wird der Tote – wie bei den alten Ägyptern – mit Lebensmitteln und persönlichem Hab und Gut begraben.

Die Religion der meisten Zulu wird in neuerer Zeit durch die Nazareth Baptist Church bestimmt, die 1911 von dem Zulu Jesaiah Shembe in Ekuphakameni, nordwestlich von Durban, gegründet wurde.

Der Sangoma: Medizinmann, Priester, Regenbeschwörer…

Hexen, Zauberer, Medizinmänner und Regenbeschwörer spielen noch immer eine wichtige Rolle. Der Medizinmann, der bei den Zulu Inyanga heißt und mit unserem Heilpraktiker vergleichbar ist, kennt die Heilkraft der Pflanzen und kann selbst einen eigentlich tödlichen Schlangenbiss heilen. Der Zauberer oder Wahrsager, den die Zulu Sangoma nennen, verfügt über okkulte Kräfte und ist Mittler zwischen den Lebenden und den Ahnen, zu denen er eine Verbindung herstellen kann.

Persönlichkeiten

Shaka war sicher die bedeutendste Persönlichkeit seiner Zeit. Seine Nachfolger Dingane, Mpande, Cetshwayo waren große Führer. Exponenten der Zulu-Dynastie sind heute König Goodwill Zwelethini und der südafrikanische Innenminister und Chef der Zulu-Partei ,,Inkatha", Mangosuthu Buthelezi.